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Gemeinsam lernen ohne Druck und Angst – An der Peter Gläsel Schule wird auf Schulnoten und Hausaufgaben verzichtet

Gemeinsam lernen ohne Druck und Angst – An der Peter Gläsel Schule wird auf Schulnoten und Hausaufgaben verzichtet

Eine Schule ohne Noten, Hausaufgaben und Druck ist sicher der Wunsch eines jeden Schülers. Eine Grundschule in Detmold setzt seit knapp sieben Jahren auf diese Art des Lernens. An der Peter Gläsel Schule in der Klingenbergstraße funktioniert der Schulalltag anders als die meisten SchülerInnen es aus ihrer Schulzeit kennen. Die einzügige Grundschule mit gebundenem Ganztag versteht sich als Ort des gemeinsamen Lernens in altersgemischten Gruppen. Kompetenzen sind hier wichtiger als Noten.

Was viele nicht wissen: die Leistungsbeurteilung mit Hilfe von fächerbezogenen Schulnoten ist in dieser Form nicht unumstritten. Besonders die Frage nach der Gerechtigkeit dieser Vorgehensweise fand zuletzt zum „Internationalen Tag der Bildung“ medial große Aufmerksamkeit. Die Studie „Herkunft zensiert? Leistungsdiagnostik und soziale Ungleichheiten in der Schule“ der Vodafone Stiftung aus dem Jahr 2011 hat gezeigt, dass es sich bei von Lehrern vergebenen Noten um scheingenaue Werte handelt. Tatsächlich ist eine Note zu 50% von Faktoren beeinflusst, die nichts mit der Leistung des Lernenden an sich zu tun haben. Vielmehr spielt die soziale Herkunft und sogar das Geschlecht des Benoteten eine Rolle.

Die Peter Gläsel Stiftung sieht sich als Schulträger einer Grundschule ohne Noten auf diesem Weg bestätigt. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Stiftung, Stefan Wolf, ist sich sicher: „Wir sind eine Schule ohne Noten weil wir eine Schule ohne Druck sein wollen. Noten schüren Konkurrenzdenken und fördern soziale Ausgrenzung. An der Peter Gläsel Schule lernen Lernbegleiter und Kinder deshalb gemeinsam in fächerübergreifenden Projekten. Die Vermittlung von Zukunftskompetenzen steht dabei im Vordergrund.“

An der Schule in freier Trägerschaft wird eine unterschätzte Funktion von Schulnoten in den Vordergrund gestellt: Neben der Beurteilung von Leistung sollen sie vor allem als Möglichkeit dienen, sich zu verbessern. Um diese Verbesserungspotenziale der Kinder zu erfassen, hat die Schule einen Lernkompass entwickelt. Die Leistungen der Jungen und Mädchen werden von den Lernbegleitern auf der Grundlage eines umfangreichen Kompetenzkataloges abgebildet. Der individuelle Lernstand bleibt bis zum Ende des Schulhalbjahres kein Geheimnis. Einmal im Quartal setzen sich die Pädagogen mit jedem Kind zusammen und führen mit ihnen Feedbackgespräche. Stefan Wolf bestätigt: „Die Kinder sind sehr ehrlich mit sich selbst und ordnen ihre Leistungen gut ein.  Wir machen die Erfahrung, dass diese Gespräche auf die Beziehung zu den Kindern einzahlen. Das erhöht die Lernbereitschaft ungemein.“

In den 3. und 4. Jahrgängen kann wegen der Empfehlung für die weiterführenden Schulen nicht ganz auf ein klassisches Notenzeugnis verzichtet werden. Deshalb wird ein Rasterzeugnis erstellt und durch eine individuell verfasste Einleitung von den Lernbegleitern ergänzt. „Dabei sollen die Kompetenzen und die Fortschritte im Vordergrund stehen. Das Kind soll sich auf den Tag des Zeugnisses freuen. Dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht.“ betont Stefan Wolf.